Analyse von Radstellplätzen als Grundlage für Angebotsplanung

Wie wichtig Parkraumerhebung als Planungstool ist, zeigen die Stellplatzerhebungen für Rad und Kfz in Wien Neubau durch Radkompetenz-Mitglied komobile. Der 7. Wiener Gemeindebezirk hat sich in den vergangenen Jahren augenscheinlich zu Gunsten von Aktiver Mobilität und Aufenthaltsqualität verändert. Doch was sagt die faktische Analyse? Wenn diese über einen längeren Zeitraum durchgeführt wird, kann der gezielte Ausbau mit Radbügeln geplant werden. Notwendige Schwerpunkte bei wichtigen Quell- und Zielpunkten können dadurch verortet werden.
In Wien Neubau wurden weitreichende Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und Umgestaltungen mit Baumpflanzungen umgesetzt. Dazu zählen die Errichtung von Begegnungszonen, Fußgängerzonen oder Wohnstraßen und auch temporäre Einrichtungen wie Schanigärten oder „Grätzloase“-Parklets. Solche Maßnahmen wirken sich auf das Alltagsverhalten aller Verkehrsteilnehmenden aus und fördern die aktive Mobilität. Zur Unterstützung des Radverkehrs zählen dabei nicht nur verkehrssichere Wege, sondern auch ein ausreichendes und flächendeckendes Angebot an Fahrradabstellplätzen und die Bereitstellung von Bike-Sharing wie den Wien Mobil Rädern.
Wien Mobil Station vor dem Museumsquartier in Wien Neubau.
Vorbildwirkung der Erhebung
Aus dem Vorzeigeprojekt in Wien lässt sich ableiten, welche Erkenntnismöglichkeiten in einer evidenzbasierten Herangehensweise liegen. Die Parkraumerhebung ist ein wichtiges Planungstool und dient einem gezielten Monitoring und Wirkungserfolg. Sie kann sowohl kleinräumig gebietsweise erfolgen oder auch größere Bereiche wie Gemeinden und Bezirke umfassen. So kann ein dichtes und exaktes Netz von Radparkplätzen zur Deckung des Bedarfs im Sinne der Angebotsplanung bereitgestellt werden.
Methodik über 15 Jahre bewährt
Um eine Grundlage für den bestehenden Versorgungsgrad und den Ausbaubedarf an Radparkplätzen zu haben, ist eine fundierte Datenbasis erforderlich. Seit 2009 führt komobile im Auftrag der Bezirksvorstehung Neubau (BV 7) in regelmäßigen Abständen (2012, 2019, 2024) Stellplatzerhebungen für Rad und Kfz durch. Dadurch lässt sich die Entwicklung und die Verortung von Stellplätzen im Bezirk über einen längeren Zeitraum abbilden. Im Rahmen dieser Erhebungen werden Radstellplätze im öffentlichen Raum sowie Kfz-Stellplätze im öffentlichen Raum, in öffentlichen und privaten Garagen und auf privaten Flächen erhoben und zusammenfassend dargestellt. Die Stellplätze werden kategorisiert nach Örtlichkeit, Nutzung und Einschränkungen.
Radparken wird in Radbügel im öffentlichen Raum (am Plan Zahlen in orange), in Bike-Sharing (BS), Scooter-Stellplätze (ES) und Stellplätze für Lastenräder (Zahlen mit *) unterschieden. Kfz-Stellplätze werden dargestellt nach öffentlichem (Baublockkanten) und privatem Raum (Einfahrten) und zusätzlich in eingeschränkte Nutzungen (Lieferzonen, Anwohnerparken, E-Ladestellen, Behindertenstellplätze, Car-Sharing, usw.) und temporäre Nutzungen (saisonale oder ganzjährige Gastgärten, Parklets, Baustellen, zeitlich beschränkte Ladezonen, usw.) kategorisiert.
Wie komplex die Stellplatzanalyse ist, wird auf diesem Ausschnitt der Detailkarte ersichtlich. (Detaildarstellung Stellplatzerhebung 2024, Quelle: komobile)
Ergebnis zeigt 145 % mehr Radbügel
Die Stellplatzanalyse leistet einen wichtigen Beitrag zur Bereitstellung von Daten und Bilanzen. Aufbauend auf dieser Datenbasis werden Entwicklungen im Ausbaugrad sowie in der Parkraumnachfrage, Parkraumdefizite bzw. –überschüsse aufgezeigt und auch aktuelle Veränderungen und Trends hinsichtlich Fahrzeugtypologien z.B. Lastenräder, Sharing-Angebote, usw. und Kategorien der Parkraumbewirtschaftung z.B. Anwohner:innenparken, Ladezonen, usw. abgebildet.
Anzahl Fahrradstellplätze nach Sprengel 2024 (Quelle: komobile)
Vergleich zwischen 2024 und 2019 der Fahrradstellplätze im öffentlichen Raum nach Sprengel, Vergleich (Quelle: komobile)
Die langfristige Entwicklung der Fahrradabstellplätze im Zeitraum:
- von 2009 mit 1.320 bis 2012 mit 1.762 um 442 Abstellmöglichkeiten zugenommen (+33,4%)
- von 2012 mit 1.762 bis 2019 mit 2.338 um 576 Abstellmöglichkeiten zugenommen (+32,7%)
- von 2019 mit 2.338 bis 2024 mit 3.240 um 902 Abstellmöglichkeiten zugenommen (+38,6%)
Im Vergleich zeigt sich, dass in der Erhebungsperiode von 2009 bis 2024 die Gesamtanzahl der Fahrradabstellplätze im öffentlichen Raum in Wien Neubau um + 145 % auf 3.240 Radbügel angestiegen ist. Im Vergleichszeitraum gab es bei der Bevölkerungsentwicklung einen Zuwachs von 5 % (32.212 EW Stand 2022).
Abb. 4 Entwicklung Anzahl Fahrradabstellanlagen von 2009 bis 2024 (Quelle: komobile)
Fotos: ÖBB/Scheiblecker, komobile
Text: Olivia Kantner, komobile
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In Wien Neubau wurden weitreichende Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und Umgestaltungen mit Baumpflanzungen umgesetzt. Dazu zählen die Errichtung von Begegnungszonen, Fußgängerzonen oder Wohnstraßen und auch temporäre Einrichtungen wie Schanigärten oder „Grätzloase“-Parklets. Solche Maßnahmen wirken sich auf das Alltagsverhalten aller Verkehrsteilnehmenden aus und fördern die aktive Mobilität. Zur Unterstützung des Radverkehrs zählen dabei nicht nur verkehrssichere Wege, sondern auch ein ausreichendes und flächendeckendes Angebot an Fahrradabstellplätzen und die Bereitstellung von Bike-Sharing wie den Wien Mobil Rädern.
Wien Mobil Station vor dem Museumsquartier in Wien Neubau.
Vorbildwirkung der Erhebung
Aus dem Vorzeigeprojekt in Wien lässt sich ableiten, welche Erkenntnismöglichkeiten in einer evidenzbasierten Herangehensweise liegen. Die Parkraumerhebung ist ein wichtiges Planungstool und dient einem gezielten Monitoring und Wirkungserfolg. Sie kann sowohl kleinräumig gebietsweise erfolgen oder auch größere Bereiche wie Gemeinden und Bezirke umfassen. So kann ein dichtes und exaktes Netz von Radparkplätzen zur Deckung des Bedarfs im Sinne der Angebotsplanung bereitgestellt werden.
Methodik über 15 Jahre bewährt
Um eine Grundlage für den bestehenden Versorgungsgrad und den Ausbaubedarf an Radparkplätzen zu haben, ist eine fundierte Datenbasis erforderlich. Seit 2009 führt komobile im Auftrag der Bezirksvorstehung Neubau (BV 7) in regelmäßigen Abständen (2012, 2019, 2024) Stellplatzerhebungen für Rad und Kfz durch. Dadurch lässt sich die Entwicklung und die Verortung von Stellplätzen im Bezirk über einen längeren Zeitraum abbilden. Im Rahmen dieser Erhebungen werden Radstellplätze im öffentlichen Raum sowie Kfz-Stellplätze im öffentlichen Raum, in öffentlichen und privaten Garagen und auf privaten Flächen erhoben und zusammenfassend dargestellt. Die Stellplätze werden kategorisiert nach Örtlichkeit, Nutzung und Einschränkungen.
Radparken wird in Radbügel im öffentlichen Raum (am Plan Zahlen in orange), in Bike-Sharing (BS), Scooter-Stellplätze (ES) und Stellplätze für Lastenräder (Zahlen mit *) unterschieden. Kfz-Stellplätze werden dargestellt nach öffentlichem (Baublockkanten) und privatem Raum (Einfahrten) und zusätzlich in eingeschränkte Nutzungen (Lieferzonen, Anwohnerparken, E-Ladestellen, Behindertenstellplätze, Car-Sharing, usw.) und temporäre Nutzungen (saisonale oder ganzjährige Gastgärten, Parklets, Baustellen, zeitlich beschränkte Ladezonen, usw.) kategorisiert.
Wie komplex die Stellplatzanalyse ist, wird auf diesem Ausschnitt der Detailkarte ersichtlich. (Detaildarstellung Stellplatzerhebung 2024, Quelle: komobile)
Ergebnis zeigt 145 % mehr Radbügel
Die Stellplatzanalyse leistet einen wichtigen Beitrag zur Bereitstellung von Daten und Bilanzen. Aufbauend auf dieser Datenbasis werden Entwicklungen im Ausbaugrad sowie in der Parkraumnachfrage, Parkraumdefizite bzw. –überschüsse aufgezeigt und auch aktuelle Veränderungen und Trends hinsichtlich Fahrzeugtypologien z.B. Lastenräder, Sharing-Angebote, usw. und Kategorien der Parkraumbewirtschaftung z.B. Anwohner:innenparken, Ladezonen, usw. abgebildet.
Anzahl Fahrradstellplätze nach Sprengel 2024 (Quelle: komobile)
Vergleich zwischen 2024 und 2019 der Fahrradstellplätze im öffentlichen Raum nach Sprengel, Vergleich (Quelle: komobile)
Die langfristige Entwicklung der Fahrradabstellplätze im Zeitraum:
- von 2009 mit 1.320 bis 2012 mit 1.762 um 442 Abstellmöglichkeiten zugenommen (+33,4%)
- von 2012 mit 1.762 bis 2019 mit 2.338 um 576 Abstellmöglichkeiten zugenommen (+32,7%)
- von 2019 mit 2.338 bis 2024 mit 3.240 um 902 Abstellmöglichkeiten zugenommen (+38,6%)
Im Vergleich zeigt sich, dass in der Erhebungsperiode von 2009 bis 2024 die Gesamtanzahl der Fahrradabstellplätze im öffentlichen Raum in Wien Neubau um + 145 % auf 3.240 Radbügel angestiegen ist. Im Vergleichszeitraum gab es bei der Bevölkerungsentwicklung einen Zuwachs von 5 % (32.212 EW Stand 2022).
Abb. 4 Entwicklung Anzahl Fahrradabstellanlagen von 2009 bis 2024 (Quelle: komobile)
Fotos: ÖBB/Scheiblecker, komobile
Text: Olivia Kantner, komobile