Report Aktive Mobilität: Trends zum Radverkehr in Österreich

Wie haben Radfahren und Fußverkehr in Österreich in den letzten Jahren entwickelt? Antworten darauf liefert jetzte der Report Aktive Mobilität. Darin werden die Ergebnisse der zweiten österreichweiten Befragung zu aktiver Mobilität aus dem Jahr 2023 zusammengefasst und mit der ersten Erhebung im Jahr 2021 in Relation gesetzt. Der Report zeigt auch überraschende Entwicklungen im Vergleich zur ersten Befragung: abnehmende Beliebtheit bei Jugendlichen, weniger Fahrradbesitz pro Haushalt. Erwartbar hingegen die Barrieren für mehr Radverkehr, Scheu vor Regen und der anhaltende E-Bike-Boom. Wir bringen hier eine Zusammenfassung mit Fokus aufs Fahrrad.
Abnehmender Trend bei jungen Radfahrer:innen
Die Befragung zeigt, dass 27% der Befragten im Jahr 2023 täglich oder mehrmals pro Woche mit dem Fahrrad unterwegs waren. Das sind allerdings deutlich weniger Menschen als noch im Jahr 2021 mit 38%. Könnte der Fahrradtrend in der Pandemiezeit die Erklärung dafür liefern? Auffällig ist auch, dass die Fahrradnutzung bei der jüngeren Generation rückläufig ist. Der Anteil der jungen Menschen, die nie Rad fahren, hat sich seit 2021 nahezu verdoppelt: von 15 auf 36%.
Häufigkeit des Radfahrens nach Alter und Bundesland
Ein Vergleich mit der Befragung aus dem Jahr 2021 macht die abnehmende Beliebtheit des Radfahrens bei den 16- bis 29- Jährigen deutlich – diese ist von 87 auf 78% gesunken. Diese Entwicklung zeigt, dass die Fahrradmobilität gerade für diese Altersgruppe gefördert werden muss.
Die Grafik zeigt außerdem, dass in Salzburg, Tirol und Vorarlberg besonders häufig geradelt wird. Am seltensten nutzen Wiener:innen und Personen über 60 Jahren das Fahrrad.
Hindernisse für mehr Radverkehr identifiziert
Die Befragung macht auch die Hauptbarrieren für mehr Radverkehr deutlich. Neben infrastrukturellen Mängeln spielen praktische Alltagsanforderungen und körperliche Einschränkungen sowie Sicherheitsbedenken eine zentrale Rolle bei der Entscheidung gegen das Fahrrad.
Auswertungen zu Wegzwecken und Witterungsbedingungen zeigen, dass vor allem Freizeitwege, Einkäufe oder andere Besorgungen per Fahrrad erledigt werden. Rund 40% lassen sich dabei selbst von niedrigen Temperaturen nicht vom Radfahren abhalten. Deutlich geringer fällt hingegen die Bereitschaft aus, bei Regen (25 %) oder Schnee (14 %) aufs Fahrrad zu steigen.
Multimodal unterwegs
Die Befragung zeigt interessante Einblicke in die kombinierte Mobilität: 35% der Radfahrenden kombinieren gelegentlich Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel, während 65% ausschließlich auf das Rad setzen. Diese Verknüpfung ist besonders bei jüngeren Menschen beliebt und in Wien, Salzburg und Vorarlberg deutlich stärker ausgeprägt als in anderen Bundesländern.
Fahrradausstattung: Standard in vielen österreichischen Haushalten
Drei Viertel der Befragten besitzen mindestens ein verkehrstüchtiges Fahrrad, 56% sogar mehrere. Allerdings ist der Anteil derjenigen ohne funktionsfähiges Rad von 17 auf 23% gestiegen. Bei den Fahrradtypen dominieren weiterhin Alltagsräder (65%), gefolgt von Mountainbikes (33%). Einen deutlichen Aufschwung verzeichnen E-Bikes: Ihr Anteil stieg im Vergleich zu 2021 um zehn Prozentpunkte auf 29%.
E-Bike-Boom hält an
Bereits 52% der Radfahrer:innen haben mindestens einmal ein E-Bike ausprobiert – 2021 waren es noch 41%:
Die höchsten Nutzungsraten finden sich in Vorarlberg (71%) und Tirol (65%), während Wien mit 34% deutlich zurückliegt. E-Bikes sind vor allem bei Menschen ab 50 Jahren etabliert, aber auch jüngere Radfahrer:innen zeigen Interesse. Für 68% der E-Bike-Besitzer:innen hat sich durch die elektrische Unterstützung das Fahrverhalten geändert – sie fahren häufiger oder legen weitere Strecken zurück. Ein Blick auf die Fahrradverkaufszahlen zeigt, dass E-Bikes der größte Umsatztreiber sind – bis zu 75% des Gesamtumsatzes werden durch den Verkauf von Elektrofahrrädern generiert.
Transporträder stehen in Österreich hingegen noch am Anfang ihrer Entwicklung – nur jede:r zehnte Radfahrer:in hat bereits Erfahrungen damit gesammelt. Besonders bei jüngeren Erwachsenen zwischen 16 und 39 Jahren wächst jedoch das Interesse, was auf ein deutliches Wachstumspotenzial hindeutet.
Der vollständige „Report Aktive Mobilität 2024“ umfasst neben den hier vorgestellten Ergebnissen weitere detaillierte Analysen zu Nutzungsmustern, Motivationen, Infrastruktur und Unfallstatistiken des Rad- und Fußverkehrs. Zusätzlich zur Stichprobenerhebung von 2500 Personen wurde die Graphenintegrationsplattform (GIP) als Datenquelle genutzt. Dabei wurden insgesamt 18.723 Kilometer Radinfrastruktur nach dem „8-80“-Ansatz erfasst, also Infrastruktur, die für Menschen im Alter von acht bis 80 Jahren nutzbar ist. Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig der Ausbau sicherer und durchgängiger Infrastruktur ist, um positive Entwicklungen zu fördern. Die Studie des Klimaschutzministeriums (BMK) liefert wichtige Grundlagen für die Umsetzung des „Masterplans Radfahren 2030“ sowie eine Ergänzung zur Mobilitätserhebung „Österreich unterwegs“.
Alle abgebildeten Grafiken stammen aus der Studie.
Mehr von den Radkompetenz-Mitgliedern in diesem Artikel:
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Abnehmender Trend bei jungen Radfahrer:innen
Die Befragung zeigt, dass 27% der Befragten im Jahr 2023 täglich oder mehrmals pro Woche mit dem Fahrrad unterwegs waren. Das sind allerdings deutlich weniger Menschen als noch im Jahr 2021 mit 38%. Könnte der Fahrradtrend in der Pandemiezeit die Erklärung dafür liefern? Auffällig ist auch, dass die Fahrradnutzung bei der jüngeren Generation rückläufig ist. Der Anteil der jungen Menschen, die nie Rad fahren, hat sich seit 2021 nahezu verdoppelt: von 15 auf 36%.
Häufigkeit des Radfahrens nach Alter und Bundesland
Ein Vergleich mit der Befragung aus dem Jahr 2021 macht die abnehmende Beliebtheit des Radfahrens bei den 16- bis 29- Jährigen deutlich – diese ist von 87 auf 78% gesunken. Diese Entwicklung zeigt, dass die Fahrradmobilität gerade für diese Altersgruppe gefördert werden muss.
Die Grafik zeigt außerdem, dass in Salzburg, Tirol und Vorarlberg besonders häufig geradelt wird. Am seltensten nutzen Wiener:innen und Personen über 60 Jahren das Fahrrad.
Hindernisse für mehr Radverkehr identifiziert
Die Befragung macht auch die Hauptbarrieren für mehr Radverkehr deutlich. Neben infrastrukturellen Mängeln spielen praktische Alltagsanforderungen und körperliche Einschränkungen sowie Sicherheitsbedenken eine zentrale Rolle bei der Entscheidung gegen das Fahrrad.
Auswertungen zu Wegzwecken und Witterungsbedingungen zeigen, dass vor allem Freizeitwege, Einkäufe oder andere Besorgungen per Fahrrad erledigt werden. Rund 40% lassen sich dabei selbst von niedrigen Temperaturen nicht vom Radfahren abhalten. Deutlich geringer fällt hingegen die Bereitschaft aus, bei Regen (25 %) oder Schnee (14 %) aufs Fahrrad zu steigen.
Multimodal unterwegs
Die Befragung zeigt interessante Einblicke in die kombinierte Mobilität: 35% der Radfahrenden kombinieren gelegentlich Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel, während 65% ausschließlich auf das Rad setzen. Diese Verknüpfung ist besonders bei jüngeren Menschen beliebt und in Wien, Salzburg und Vorarlberg deutlich stärker ausgeprägt als in anderen Bundesländern.
Fahrradausstattung: Standard in vielen österreichischen Haushalten
Drei Viertel der Befragten besitzen mindestens ein verkehrstüchtiges Fahrrad, 56% sogar mehrere. Allerdings ist der Anteil derjenigen ohne funktionsfähiges Rad von 17 auf 23% gestiegen. Bei den Fahrradtypen dominieren weiterhin Alltagsräder (65%), gefolgt von Mountainbikes (33%). Einen deutlichen Aufschwung verzeichnen E-Bikes: Ihr Anteil stieg im Vergleich zu 2021 um zehn Prozentpunkte auf 29%.
E-Bike-Boom hält an
Bereits 52% der Radfahrer:innen haben mindestens einmal ein E-Bike ausprobiert – 2021 waren es noch 41%:
Die höchsten Nutzungsraten finden sich in Vorarlberg (71%) und Tirol (65%), während Wien mit 34% deutlich zurückliegt. E-Bikes sind vor allem bei Menschen ab 50 Jahren etabliert, aber auch jüngere Radfahrer:innen zeigen Interesse. Für 68% der E-Bike-Besitzer:innen hat sich durch die elektrische Unterstützung das Fahrverhalten geändert – sie fahren häufiger oder legen weitere Strecken zurück. Ein Blick auf die Fahrradverkaufszahlen zeigt, dass E-Bikes der größte Umsatztreiber sind – bis zu 75% des Gesamtumsatzes werden durch den Verkauf von Elektrofahrrädern generiert.
Transporträder stehen in Österreich hingegen noch am Anfang ihrer Entwicklung – nur jede:r zehnte Radfahrer:in hat bereits Erfahrungen damit gesammelt. Besonders bei jüngeren Erwachsenen zwischen 16 und 39 Jahren wächst jedoch das Interesse, was auf ein deutliches Wachstumspotenzial hindeutet.
Der vollständige „Report Aktive Mobilität 2024“ umfasst neben den hier vorgestellten Ergebnissen weitere detaillierte Analysen zu Nutzungsmustern, Motivationen, Infrastruktur und Unfallstatistiken des Rad- und Fußverkehrs. Zusätzlich zur Stichprobenerhebung von 2500 Personen wurde die Graphenintegrationsplattform (GIP) als Datenquelle genutzt. Dabei wurden insgesamt 18.723 Kilometer Radinfrastruktur nach dem „8-80“-Ansatz erfasst, also Infrastruktur, die für Menschen im Alter von acht bis 80 Jahren nutzbar ist. Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig der Ausbau sicherer und durchgängiger Infrastruktur ist, um positive Entwicklungen zu fördern. Die Studie des Klimaschutzministeriums (BMK) liefert wichtige Grundlagen für die Umsetzung des „Masterplans Radfahren 2030“ sowie eine Ergänzung zur Mobilitätserhebung „Österreich unterwegs“.
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