Was steht dem Dienstrad-Leasing in Österreich noch im Weg?

Mehr als 10.000 Unternehmen in Österreich bieten bereits Dienstradleasing für ihre Mitabeiter:innen an. Die Vorteile liegen auf der Hand, aber noch ist das Angebot nicht für alle Arbeitnehmer:innen verfügbar. Erst zwei Bundesländer haben die rechtlichen Grundlagen für Dienstradleasing im öffentlichen Dienst geschaffen. Auch für Bundesbedienstete gibt es noch Hürden. Wir erklären die Situation anlässlich einer spannenden Podiumsdiskussion am Radgipfel in Saalfelden.
Jobrad statt Dienstauto: Mobilität in Bewegung
Der 16. Österreichische Radgipfel bot nicht nur eine Plattform zum Netzwerken und für Fachvorträge – ein besonderes Highlight war die Podiumsdiskussion unter dem Titel „Jobrad statt Dienstauto“, bei der Vertreter:innen führender Dienstradleasing-Anbieter über Erfolge, Stolpersteine und Perspektiven diskutierten. Am Podium saßen die Radkompetenz-Mitglieder Karin Stopa von JobRad Österreich, Helmut Schleich von Bikeleasing-Service Österreich, Oliver Hellmons von Lease a Bike Österreich sowie Markus Schuster von Herry Consult, der die betriebliche Mobilitätsberatung von klimaaktiv mobil betreut. Mit Lease a Bike als neuem Radkompetenz-Mitglied begrüßen wir nun den dritten Dienstradleasing-Anbieter im Kreise der Mitgliedsunternehmen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Steuerliche Ersparnisse, Gesundheitsförderung, Mitarbeiterbindung – und nicht zuletzt ein aktiver Beitrag zur Mobilitätswende. Helmut Schleich betonte in der Debatte die Synergieeffekte: „Es ist eine Win-Win-Situation: Mitarbeitende profitieren von steuerlichen Vorteilen, und Unternehmen stärken ihre Arbeitgebermarke, oft ohne Mehrkosten.“ Oliver Hellmons machte auf die Vorteile für Österreichs Fachhandel aufmerksam: „Leasingkund:innen wählen häufig hochwertigere Räder. Der Effekt auf den Fachhandel ist enorm, inklusive regionaler Wertschöpfung.“
Dienstradleasing: Hürden im öffentlichen Dienst
Dienstradleasing via Gehaltsumwandlung ist derzeit nicht zulässig für Mitarbeitende, deren Gehälter dem Mindestgehalt laut Kollektivvertrag entsprechen. Denn dadurch würden ihre Löhne unter die Kollektivvertragsgrenze sinken, wenn der monatliche Dienstrad-Kostenbeitrag abgezogen wird (siehe unser Artikel hier). Im öffentlichen Dienst gelten wiederum andere Maßstäbe, die durch die Landesgesetzgebungen geregelt werden. Nur zwei Bundesländer haben sich bisher für Dienstradleasing für öffentlich Bedienstete geöffnet: Vorarlberg und Oberösterreich. Hier ein Überblick über aktuelle Modelle:
Für Bundesbedienstete darf ein Dienstrad nur dann bereitgestellt werden, wenn es dienstlich notwendig ist, weiters ist verpflichtend ein Fahrtenbuch zu führen. Diese Hürden verhindern bislang eine breite Umsetzung im Bund.
Dienstrad-Modell zeigt Erfolge
Als Erfolgsbeispiel kann die Vorarlberger Gemeinde Lustenau dienen, wie Kurt Fischer, Bürgermeister von Lustenau bis 2025, bestätigt: „Bei uns war das Jobrad ein echter Katalysator. Wir haben eine der größten türkischstämmigen Communities, viele waren vorher nur mit dem Auto unterwegs. Jetzt sieht man immer mehr Diensträder. Das verändert Einstellungen und Lebensstil nachhaltig. Darüber hinaus wurde rund eine Viertelmillion Euro in Diensträder für Landesbedienstete investiert – das spürt man in der Region.“
Laut Karin Stopa von JobRad Österreich gibt es drei Erfolgsfaktoren im Dienstradleasing: :
- Unternehmens-Champions, die das Modell intern mittragen
- Arbeitgeberbeteiligung beispielsweise bei Versicherung oder Restwert
- Strategische Verankerung in der Unternehmensidentität
Die führenden Anbieter Bikeleasing-Service, JobRad Österreich und Lease a Bike bemühen sich aktiv, gemeinsam mit dem Verband der Sportartikelerzeuger & Sportfachhändler (VSSÖ) den Dialog mit den Bundesländern zu suchen, um das nötige Hintergrundwissen zu schaffen und Personalvertretungen und Gewerkschaften zu informieren. Sie bekräftigen: Ein echtes „Jobrad für Alle“ kann nur im Schulterschluss erreicht werden. Denn das Dienstradmodell ist ein Hebel für zukunftsfähige Mobilität: ökologisch, ökonomisch und sozial. Damit das volle Potenzial entfaltet werden kann, braucht es politische Rahmenbedingungen, unternehmensinterne Champions und ein klares Bekenntnis zu nachhaltigem Wandel.
Die Dienstrad-Diskutant:innen am Radgipfel mit Moderatorin Birgit Pobatschnig und Bunderadkoordinator Martin Eder (BMIMI)
Mehr von den Radkompetenz-Mitgliedern in diesem Artikel:
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- Neue Mitglieder: Fahrradwäsche, Radfreude, Bikedecks und mobiles Messlabor
- Auftakt für die Radsaison mit neuen Mitgliedern
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Mehr als 10.000 Unternehmen in Österreich bieten bereits Dienstradleasing für ihre Mitabeiter:innen an. Die Vorteile liegen auf der Hand, aber noch ist das Angebot nicht für alle Arbeitnehmer:innen verfügbar. Erst zwei Bundesländer haben die rechtlichen Grundlagen für Dienstradleasing im öffentlichen Dienst geschaffen. Auch für Bundesbedienstete gibt es noch Hürden. Wir erklären die Situation anlässlich einer spannenden Podiumsdiskussion am Radgipfel in Saalfelden.
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Der 16. Österreichische Radgipfel bot nicht nur eine Plattform zum Netzwerken und für Fachvorträge – ein besonderes Highlight war die Podiumsdiskussion unter dem Titel „Jobrad statt Dienstauto“, bei der Vertreter:innen führender Dienstradleasing-Anbieter über Erfolge, Stolpersteine und Perspektiven diskutierten. Am Podium saßen die Radkompetenz-Mitglieder Karin Stopa von JobRad Österreich, Helmut Schleich von Bikeleasing-Service Österreich, Oliver Hellmons von Lease a Bike Österreich sowie Markus Schuster von Herry Consult, der die betriebliche Mobilitätsberatung von klimaaktiv mobil betreut. Mit Lease a Bike als neuem Radkompetenz-Mitglied begrüßen wir nun den dritten Dienstradleasing-Anbieter im Kreise der Mitgliedsunternehmen.
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Dienstrad-Modell zeigt Erfolge
Als Erfolgsbeispiel kann die Vorarlberger Gemeinde Lustenau dienen, wie Kurt Fischer, Bürgermeister von Lustenau bis 2025, bestätigt: „Bei uns war das Jobrad ein echter Katalysator. Wir haben eine der größten türkischstämmigen Communities, viele waren vorher nur mit dem Auto unterwegs. Jetzt sieht man immer mehr Diensträder. Das verändert Einstellungen und Lebensstil nachhaltig. Darüber hinaus wurde rund eine Viertelmillion Euro in Diensträder für Landesbedienstete investiert – das spürt man in der Region.“
Laut Karin Stopa von JobRad Österreich gibt es drei Erfolgsfaktoren im Dienstradleasing: :
- Unternehmens-Champions, die das Modell intern mittragen
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Die führenden Anbieter Bikeleasing-Service, JobRad Österreich und Lease a Bike bemühen sich aktiv, gemeinsam mit dem Verband der Sportartikelerzeuger & Sportfachhändler (VSSÖ) den Dialog mit den Bundesländern zu suchen, um das nötige Hintergrundwissen zu schaffen und Personalvertretungen und Gewerkschaften zu informieren. Sie bekräftigen: Ein echtes „Jobrad für Alle“ kann nur im Schulterschluss erreicht werden. Denn das Dienstradmodell ist ein Hebel für zukunftsfähige Mobilität: ökologisch, ökonomisch und sozial. Damit das volle Potenzial entfaltet werden kann, braucht es politische Rahmenbedingungen, unternehmensinterne Champions und ein klares Bekenntnis zu nachhaltigem Wandel.
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