Wirtschaftsfaktor Radfahren: 46.000 Arbeitsplätze in Österreich
Die aktualisierte Studie „Wirtschaftsfaktor Radfahren“ veranschaulicht die vielfältigen positiven volkswirtschaftlichen Effekte der Radwirtschaft in konkreten Zahlen und Fakten. 46.000 Arbeitsplätze und 2,9 Milliarden Euro Wertschöpfung werden durch die Radwirtschaft in Österreich ermöglicht. Dabei kommen die Autor:innen zum Schluss, dass Radwirtschaft in ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung größer als die Papierindustrie ist, also bisher in ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung deutlich unterschätzt wurde. Die direkten Effekte sind höher als jene des Straßenbaus.
Der Wirtschaftsfaktor Radfahren setzt sich aus einem bunten Wertschöpfungsnetzwerk zusammen. Für die wirtschaftlichen Effekte sind unterschiedliche Branchen wie die Produktion und der Handel von Fahrrädern, die Fahrradinfrastruktur, aber auch der Radtourismus und zahlreiche Aktivitäten rund um Radsportvereine und sportliche Veranstaltungen verantwortlich.
Bereits 2009 hat eine Kurzstudie zum Thema Wirtschaftsfaktor Radfahren in sechs Modulen die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte dargelegt. Insgesamt wurden in der damaligen Publikation direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte in der Höhe von 882,5 Millionen Euro und Arbeitsplatzeffekte in der Höhe von 18.328 Vollzeit-Äquivalenten durch den Radverkehr in Österreich ausgewiesen.
Wertschöpfung hat sich seit 2009 mehr als verdoppelt
Die aktuelle Studie zeigt, dass sich die direkte und indirekte Bruttowertschöpfung im Vergleich zu 2009 mit 2,6 Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat. Insgesamt ergibt sich durch die Radwirtschaft 2019 als Summe der direkten, der indirekten und der Einkommenseffekte in der nachgelagerten Wertschöpfungskette durch induzierte Effekte sogar eine Bruttowertschöpfung von 2,9 Milliarden Euro in Österreich.
Bei einem Vergleich mit anderen Branchen liegen die direkten Effekte der Radwirtschaft höher als jene des Straßenbaus, während ihre gesamtwirtschaftliche Bedeutung so groß ist wie die der Telekommunikation und größer als jene der Papierindustrie. Darüber hinaus werden mit jedem in der Radwirtschaft erwirtschafteten Euro weitere 0,64 Euro an Wertschöpfung in anderen Wirtschaftssektoren ausgelöst. Bundeslandspezifisch betrachtet werden die größten Effekte in den Bundesländern Tirol mit 580,6 Millionen Euro und Kärnten mit 503,4 Millionen Euro erwirtschaftet; aufsummiert generieren die beiden Bundesländer rund ein Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung.
Als Querschnittsmaterie wird die Radwirtschaft in ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung deutlich unterschätzt, so die Autor:innen der Studie, die von Radkompetenz-Mitglied klimaaktiv mobil, der Initiative des Klimaschutzministeriums (BMK) beauftragt wurde: „Würde man der, in der Statistik verwendeten, Definition des Wirtschaftsfaktors Fahrrad folgen, so wären nur die Herstellung von Fahrrädern, der Groß- und Einzelhandel mit Fahrrädern sowie die Vermietung von Fahrrädern inkludiert. Insgesamt stünden diese Sektoren für einen Umsatz von knapp 1150 Mio. Euro. Fasst man das Wertschöpfungsnetzwerk Fahrrad weiter und inkludiert alle Elemente aus den Bereichen Sport und Verkehr, in welchen dem Fahrrad entweder als Sportgerät oder als Verkehrsmittel Bedeutung zukommt, so erhöht sich die Zahl der zu berücksichtigenden Sektoren auf 21 und der Umsatz auf insgesamt gut 3,7 Mrd. Euro. Bereits hierdurch zeigt sich, dass die Bedeutung des Fahrrads um mehr als das 3-fache unterschätzt wird.“
Jeder hundertste Arbeitsplatz hängt vom Fahrrad ab
Die Radwirtschaft ist überdurchschnittlich beschäftigungsintensiv: 1,03 Prozent aller Arbeitsplätze in Österreich hängen von der Radwirtschaft ab. Insgesamt arbeiteten 46.143 Menschen 2019 in der Radwirtschaft. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Anzahl der Vollzeit-Äquivalente auf 35.463 Beschäftigte knapp verdoppelt. Zwei Drittel der direkt Beschäftigten sind dabei dem Radtourismus zuordenbar (Beherbergungs- und Gastronomiedienstleistungen sowie Einzelhandel ohne Kfz). Die Radwirtschaft beschäftigt somit in der Größenordnung so viele Personen wie beispielsweise die Energieversorgung.
Verkaufszahlen von Fahrrädern wieder so hoch wie 2009
Die Umsatzzahlen im Radhandel stiegen in den letzten Jahren stark an. Daran trägt der Trend zum Pedelec den Hauptanteil: Der Marktanteil der verkauften E-Bikes beträgt 2020 41 Prozent. Die durch erhöhte Nachfrage insgesamt höheren Fahrradpreise schlagen auf Produktion und Handel durch. Der durchschnittliche Kaufpreis für ein Fahrrad hat sich dadurch von 2015 bis 2020 von 780 Euro auf 1.769 Euro mehr als verdoppelt. Auch die Anzahl der verkauften Transportfahrräder, die insbesondere im urbanen Raum eine ernstzunehmende Alternative für fossilbetriebene Kraftfahrzeuge sind, ist ebenso im Steigen begriffen. Mehr als 3.000 TRansporträder mit und ohne E-Antreib wurden im Jahr 2021 vom Klimaschutzministerium (BMK) gefördert.
Der gesamte Absatz von Fahrrädern nach Stückzahlen hat aber erst 2020 wieder ein Niveau erreicht, das sich mit jenem des Jahres 2009 vergleichen lässt. Denn in diesem Jahrzehnt stieg die Bevölkerungszahl und damit die Zielgruppe von rund 8,3 auf 8,8 Millionen Einwohner:innen, während der Fahrradverkauf etwas zurückging.
Wachsender Radtourismus und neue Berufsfelder
Insgesamt haben sich im Vergleich zu der Studie von 2009 die Wertschöpfung im Bereich Radtourismus in etwa verdreifacht und die Anzahl der Beschäftigten beinahe verdoppelt. Rad- und Mountainbike-Tourismus sowie Kurzurlaube mit dem Fahrrad bieten zunehmend Potenzial für sanften und klimaverträglichen Fremdenverkehr. Der neue Lehrberuf „Fahrradmechatroniker:in“ zeigt eine verstärkte Professionalisierung im Fahrradsektor. Gesamt lässt sich laut Studie sagen: „Jeder 123te Euro, der in Österreich erwirtschaftet wird, lässt sich unmittelbar oder mittelbar auf die Radwirtschaft zurückführen.“
Dabei könnten noch weitere Sektoren dazu beitragen. In der Studie nicht explizit ausgewiesen sind Ingenieurbüros. Sie seien „als Teil von Infrastrukturplanungen bereits als Vorleistungen des Tiefbaus inkludiert und werden daher in diesem Rahmen nicht nochmals ausgewiesen. Informationen über darüber hinausgehenden Bedarf an Ingenieurbüros konnte im Rahmen der Recherchen nicht identifiziert werden.“ Der Forschungsbereich mit Rad-Bezug wurde anerkannt, konnte aber „im Rahmen der Recherchen nicht eindeutig identifiziert und abgegrenzt werden, sodass diese Bereiche ebenfalls nicht berücksichtigt werden können“. Kommunikationsmaßnahmen aus dem Marketingbereich beschränkten sich auf die beiden großen Kampagnen „Österreich radelt“ für Alltagsradverkehr und „I like it bike it“ im Tourismusbereich.
Download der Studie hier. Erstellt von Technische Universität Wien, Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik; Econmove GmbH; Kondeor GmbH; Universität für Bodenkultur, Institut für Verkehrswesen
Textteile und Grafik aus klimaaktiv mobil und der Studie, Aufmacherbild: KTM Fahrrad
Mehr von den Radkompetenz-Mitgliedern in diesem Artikel:
Bike Citizens, BMK klimaaktiv mobil, GLEAM Technologies, Innovametall, Kaloveo, KTM, Max2 sign & design, Raincombi, VELLO, Ziegler
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Die aktualisierte Studie „Wirtschaftsfaktor Radfahren“ veranschaulicht die vielfältigen positiven volkswirtschaftlichen Effekte der Radwirtschaft in konkreten Zahlen und Fakten. 46.000 Arbeitsplätze und 2,9 Milliarden Euro Wertschöpfung werden durch die Radwirtschaft in Österreich ermöglicht. Dabei kommen die Autor:innen zum Schluss, dass Radwirtschaft in ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung größer als die Papierindustrie ist, also bisher in ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung deutlich unterschätzt wurde. Die direkten Effekte sind höher als jene des Straßenbaus.
Der Wirtschaftsfaktor Radfahren setzt sich aus einem bunten Wertschöpfungsnetzwerk zusammen. Für die wirtschaftlichen Effekte sind unterschiedliche Branchen wie die Produktion und der Handel von Fahrrädern, die Fahrradinfrastruktur, aber auch der Radtourismus und zahlreiche Aktivitäten rund um Radsportvereine und sportliche Veranstaltungen verantwortlich.
Bereits 2009 hat eine Kurzstudie zum Thema Wirtschaftsfaktor Radfahren in sechs Modulen die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte dargelegt. Insgesamt wurden in der damaligen Publikation direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte in der Höhe von 882,5 Millionen Euro und Arbeitsplatzeffekte in der Höhe von 18.328 Vollzeit-Äquivalenten durch den Radverkehr in Österreich ausgewiesen.
Wertschöpfung hat sich seit 2009 mehr als verdoppelt
Die aktuelle Studie zeigt, dass sich die direkte und indirekte Bruttowertschöpfung im Vergleich zu 2009 mit 2,6 Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat. Insgesamt ergibt sich durch die Radwirtschaft 2019 als Summe der direkten, der indirekten und der Einkommenseffekte in der nachgelagerten Wertschöpfungskette durch induzierte Effekte sogar eine Bruttowertschöpfung von 2,9 Milliarden Euro in Österreich.
Bei einem Vergleich mit anderen Branchen liegen die direkten Effekte der Radwirtschaft höher als jene des Straßenbaus, während ihre gesamtwirtschaftliche Bedeutung so groß ist wie die der Telekommunikation und größer als jene der Papierindustrie. Darüber hinaus werden mit jedem in der Radwirtschaft erwirtschafteten Euro weitere 0,64 Euro an Wertschöpfung in anderen Wirtschaftssektoren ausgelöst. Bundeslandspezifisch betrachtet werden die größten Effekte in den Bundesländern Tirol mit 580,6 Millionen Euro und Kärnten mit 503,4 Millionen Euro erwirtschaftet; aufsummiert generieren die beiden Bundesländer rund ein Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung.
Als Querschnittsmaterie wird die Radwirtschaft in ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung deutlich unterschätzt, so die Autor:innen der Studie, die von Radkompetenz-Mitglied klimaaktiv mobil, der Initiative des Klimaschutzministeriums (BMK) beauftragt wurde: „Würde man der, in der Statistik verwendeten, Definition des Wirtschaftsfaktors Fahrrad folgen, so wären nur die Herstellung von Fahrrädern, der Groß- und Einzelhandel mit Fahrrädern sowie die Vermietung von Fahrrädern inkludiert. Insgesamt stünden diese Sektoren für einen Umsatz von knapp 1150 Mio. Euro. Fasst man das Wertschöpfungsnetzwerk Fahrrad weiter und inkludiert alle Elemente aus den Bereichen Sport und Verkehr, in welchen dem Fahrrad entweder als Sportgerät oder als Verkehrsmittel Bedeutung zukommt, so erhöht sich die Zahl der zu berücksichtigenden Sektoren auf 21 und der Umsatz auf insgesamt gut 3,7 Mrd. Euro. Bereits hierdurch zeigt sich, dass die Bedeutung des Fahrrads um mehr als das 3-fache unterschätzt wird.“
Jeder hundertste Arbeitsplatz hängt vom Fahrrad ab
Die Radwirtschaft ist überdurchschnittlich beschäftigungsintensiv: 1,03 Prozent aller Arbeitsplätze in Österreich hängen von der Radwirtschaft ab. Insgesamt arbeiteten 46.143 Menschen 2019 in der Radwirtschaft. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Anzahl der Vollzeit-Äquivalente auf 35.463 Beschäftigte knapp verdoppelt. Zwei Drittel der direkt Beschäftigten sind dabei dem Radtourismus zuordenbar (Beherbergungs- und Gastronomiedienstleistungen sowie Einzelhandel ohne Kfz). Die Radwirtschaft beschäftigt somit in der Größenordnung so viele Personen wie beispielsweise die Energieversorgung.
Verkaufszahlen von Fahrrädern wieder so hoch wie 2009
Die Umsatzzahlen im Radhandel stiegen in den letzten Jahren stark an. Daran trägt der Trend zum Pedelec den Hauptanteil: Der Marktanteil der verkauften E-Bikes beträgt 2020 41 Prozent. Die durch erhöhte Nachfrage insgesamt höheren Fahrradpreise schlagen auf Produktion und Handel durch. Der durchschnittliche Kaufpreis für ein Fahrrad hat sich dadurch von 2015 bis 2020 von 780 Euro auf 1.769 Euro mehr als verdoppelt. Auch die Anzahl der verkauften Transportfahrräder, die insbesondere im urbanen Raum eine ernstzunehmende Alternative für fossilbetriebene Kraftfahrzeuge sind, ist ebenso im Steigen begriffen. Mehr als 3.000 TRansporträder mit und ohne E-Antreib wurden im Jahr 2021 vom Klimaschutzministerium (BMK) gefördert.
Der gesamte Absatz von Fahrrädern nach Stückzahlen hat aber erst 2020 wieder ein Niveau erreicht, das sich mit jenem des Jahres 2009 vergleichen lässt. Denn in diesem Jahrzehnt stieg die Bevölkerungszahl und damit die Zielgruppe von rund 8,3 auf 8,8 Millionen Einwohner:innen, während der Fahrradverkauf etwas zurückging.
Wachsender Radtourismus und neue Berufsfelder
Insgesamt haben sich im Vergleich zu der Studie von 2009 die Wertschöpfung im Bereich Radtourismus in etwa verdreifacht und die Anzahl der Beschäftigten beinahe verdoppelt. Rad- und Mountainbike-Tourismus sowie Kurzurlaube mit dem Fahrrad bieten zunehmend Potenzial für sanften und klimaverträglichen Fremdenverkehr. Der neue Lehrberuf „Fahrradmechatroniker:in“ zeigt eine verstärkte Professionalisierung im Fahrradsektor. Gesamt lässt sich laut Studie sagen: „Jeder 123te Euro, der in Österreich erwirtschaftet wird, lässt sich unmittelbar oder mittelbar auf die Radwirtschaft zurückführen.“
Dabei könnten noch weitere Sektoren dazu beitragen. In der Studie nicht explizit ausgewiesen sind Ingenieurbüros. Sie seien „als Teil von Infrastrukturplanungen bereits als Vorleistungen des Tiefbaus inkludiert und werden daher in diesem Rahmen nicht nochmals ausgewiesen. Informationen über darüber hinausgehenden Bedarf an Ingenieurbüros konnte im Rahmen der Recherchen nicht identifiziert werden.“ Der Forschungsbereich mit Rad-Bezug wurde anerkannt, konnte aber „im Rahmen der Recherchen nicht eindeutig identifiziert und abgegrenzt werden, sodass diese Bereiche ebenfalls nicht berücksichtigt werden können“. Kommunikationsmaßnahmen aus dem Marketingbereich beschränkten sich auf die beiden großen Kampagnen „Österreich radelt“ für Alltagsradverkehr und „I like it bike it“ im Tourismusbereich.
Download der Studie hier. Erstellt von Technische Universität Wien, Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik; Econmove GmbH; Kondeor GmbH; Universität für Bodenkultur, Institut für Verkehrswesen
Textteile und Grafik aus klimaaktiv mobil und der Studie, Aufmacherbild: KTM Fahrrad
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Bike Citizens, BMK klimaaktiv mobil, GLEAM Technologies, Innovametall, Kaloveo, KTM, Max2 sign & design, Raincombi, VELLO, Ziegler