Mobility Observatory Austria: Bessere Daten ermöglichen nachhaltige Radverkehrsförderung

Radfahrerin

Die Konzeptstudie KOMOA für ein Mobility Observatory Austria zeigt, wie systemische Ansätze unter Verwendung einer Vielzahl von Daten bei den aktuellen Herausforderungen der Verkehrsplanung helfen können. Wie kann sie dem Mobilitätsbedarf gerecht werden und dabei nachteilige ökologische, soziale und ökonomische Auswirkungen des Verkehrs minimieren? Die beiden Radkompetenz-Mitglieder Universität Salzburg und Salzburg Research forschen seit vielen Jahren an der Digitalisierung der Fahrradmobilität. Gemeinsam mit Partnern aus dem Radkompetenz-Netzwerk (PRISMA solutions, HERRY Consult, AIT) haben sie für das Klimaschutzministerium KOMOA erstellt. Wir bringen erste Einblicke und Hintergründe.

Daten zu unterschiedlichen Aspekten des Radverkehrs sind Mangelware

Obwohl der Radverkehr eine zunehmend zentrale Rolle in sämtlichen Mobilitätsstrategien einnimmt und die Digitalisierung mit enormer Geschwindigkeit voranschreitet, ist die Fahrradmobilität in all ihrer Komplexität nach wie vor kaum datenmäßig zu fassen. Die einfache Frage: „Wann fahren wie viele Radfahrer:innen wo im Netz?“ muss in den allermeisten Fällen unbeantwortet bleiben. Wird die Frage noch weiter ergänzt – „Welche Typen von Radfahrer:innen sind mit welcher Motivation unterwegs?“ – erntet man in der Regel ratlose Blicke. Für eine zielgerichtete Förderung des Radverkehrs sind allerdings genau derartige Fragestellungen von großer Bedeutung. Entsprechend groß ist das Interesse an räumlich und zeitlich hochaufgelösten Daten zur Fahrradmobilität.

Technische Architektur für Monitoring von Fahrradmobilität

Die Universität Salzburg und die Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research entwickelten im Jahr 2020 gemeinsam mit Partnern wie dem Radkompetenzmitglied PRISMA solutions das Konzept für ein „Bicycle Observatory“. Dabei geht es unter anderem um die notwendige technische Architektur für ein integriertes, systemisches Monitoring von Fahrradmobilität auf lokaler Maßstabsebene. Die Herausforderung dabei ist, die unterschiedlichen Datenquellen, die jeweils einen Aspekt des vielschichtigen Phänomens der Fahrradmobilität repräsentieren, geschickt miteinander zu verknüpfen. Dabei kommt den Kernkompetenzen der beiden Forschungseinrichtungen im Bereich der Datenmodellierung und des Schnittstellendesigns große Bedeutung zu.

Neben diesem sehr technischen Ansatz gilt es auch die Organisation bzw. das Management der Daten und deren Verknüpfung entsprechend zu optimieren. Es müssen Fragen des Datenbesitzes, der dazugehörigen Lizenzen, der Aktualisierungszyklen oder der Speicherstrategie (zentral vs. dezentral) geklärt werden. Während technische und organisatorische Fragen für ein „Bicycle Observatory“ weitgehend erfolgreich adressiert werden konnten, ist die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von aktuellen, hochauflösenden Radverkehrsdaten der größte Flaschenhals für die Umsetzung eines „Bicycle Observatorys“.

Aufbau

KOMOA erforscht Datengrundlagen mit Relevanz für die Personenmobilität

Ausgehend von den Studienergebnissen zum „Bicycle Observatory“ erstellten die beiden Salzburger Forschungspartner gemeinsam mit weiteren Partnern aus dem Radkompetenz-Netzwerk wie PRISMA solutions, HERRY Consult und AIT für das Klimaschutzministerium (BMK) eine umfangreiche Konzeptstudie für ein „Mobility Observatory Austria“. In diesem größeren Kontext wurde dem Radverkehr als tragende Säule für die Mobilitätswende viel Raum gegeben. Sowohl der Mobilitätsmasterplan 2030 wie auch der Aktionsplan Digitale Transformation in der Mobilität (AP-DTM) sehen ein kontinuierliches Monitoring des Mobilitätssystems vor.

Besonders interessant an der Konzeptstudie für ein „Mobility Observatory“ ist der erhobene Bedarf für digitale Daten in der Planung und Verwaltung von nachhaltigen Mobilitätssystemen, aber auch in der Mobilitätsforschung. Von über 100 befragten Expert:innen kann nur rund ein Drittel seinen Aufgaben mit den derzeit verfügbaren Daten und Informationsprodukten gut nachkommen. Wie dieser Bedarf mit Hilfe eines „Mobility Observatory“ adressiert werden kann, ist in der kürzlich veröffentlichten Konzeptstudie nachzulesen.

Daten

Was kann ein Mobility Observatory Austria?

Um die Bedürfnisse der Nutznießer:innen bestmöglich erfüllen zu können, umfasst ein MOA laut der Studie (Seite 30) zumindest die folgenden Servicefunktionalitäten, wobei Transparenz in der Datenprozessierung zwingend erforderlich ist:

  • Metadatenservice zur Abfrage von räumlicher und zeitlicher Verfügbarkeit von Indikatoren, zur Information über Herkunft, Prozessierung, Qualität und andere Eigenschaften der Daten.
  • Visualisierung von Indikatoren in einem Dashboard, in Webkarten und Diagrammen
  • Programmier-Schnittstelle (API) zur Abfrage von Indikatoren durch Software-Anwendungen
  • Download von Indikatoren, z.B. als CSV-, JSON-Datei oder Geopackage/Shapefile (manuell) zur weiteren Nutzung in anderen Programmen

Ablauf

Skizze des Informationsflusses in einem MOA (Abbildung 11 der Studie)

Wer profitiert von einem Mobility Observatory Austria?

Nutznießer:innen eines MOA lassen sich laut der Studie (Seite 39) in folgende Gruppen zusammenfassen:

  1. Bedarfs- und Entscheidungsträger:in aus Verwaltung und Politik
  2. Verkehrs- und Angebotsplaner:in, Consulter:in
  3. Wissenschaft und Forschung
  4. Anbieter:in von Mobilitätsdienstleistungen wie z.B. Verkehrsunternehmen, Verkehrsverbünde etc.
  5. Anbieter:in von Mobilitätsdaten wie z.B. Mobilfunkbetreiber:innen
  6. Verein oder Bürger:innen-Initiative
  7. Interessensvertretung oder NGO
  8. Viele andere Player wie z.B. die Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) oder Tourismusgemeinden

Leute

Beschreibungen beispielhafter Personae aus der Studie (Abbildung 13-15)

Kooperationen sind willkommen!

Für die Universität Salzburg und Salzburg Research stellt die Radkompetenz Österreich ein ideales Umfeld für die weitere Erforschung der Fahrradmobilität bzw. deren digitalem Abbild dar. Gemeinsam mit Firmen, die Daten erheben und verarbeiten sowie digitale Werkzeuge und Informationsprodukte entwickeln, kann daran gearbeitet werden, die weißen Flecken auf der Datenlandkarte kleiner werden zu lassen und Innovationen aktiv voranzutreiben. Haben Sie Ideen für gemeinsame Vorhaben oder Fragen? Zögern Sie nicht mit uns in Verbindung zu treten!

Interessierte können zum Thema Daten & Radverkehr diese Artikelserie am Portal Gis.Point nachlesen:

Veröffentlicht am: 12. Juni 2024Kategorien: Forschung & Projekte, Planung & ConsultingSchlagwörter: , ,

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Die Konzeptstudie KOMOA für ein Mobility Observatory Austria zeigt, wie systemische Ansätze unter Verwendung einer Vielzahl von Daten bei den aktuellen Herausforderungen der Verkehrsplanung helfen können. Wie kann sie dem Mobilitätsbedarf gerecht werden und dabei nachteilige ökologische, soziale und ökonomische Auswirkungen des Verkehrs minimieren? Die beiden Radkompetenz-Mitglieder Universität Salzburg und Salzburg Research forschen seit vielen Jahren an der Digitalisierung der Fahrradmobilität. Gemeinsam mit Partnern aus dem Radkompetenz-Netzwerk (PRISMA solutions, HERRY Consult, AIT) haben sie für das Klimaschutzministerium KOMOA erstellt. Wir bringen erste Einblicke und Hintergründe.

Daten zu unterschiedlichen Aspekten des Radverkehrs sind Mangelware

Obwohl der Radverkehr eine zunehmend zentrale Rolle in sämtlichen Mobilitätsstrategien einnimmt und die Digitalisierung mit enormer Geschwindigkeit voranschreitet, ist die Fahrradmobilität in all ihrer Komplexität nach wie vor kaum datenmäßig zu fassen. Die einfache Frage: „Wann fahren wie viele Radfahrer:innen wo im Netz?“ muss in den allermeisten Fällen unbeantwortet bleiben. Wird die Frage noch weiter ergänzt – „Welche Typen von Radfahrer:innen sind mit welcher Motivation unterwegs?“ – erntet man in der Regel ratlose Blicke. Für eine zielgerichtete Förderung des Radverkehrs sind allerdings genau derartige Fragestellungen von großer Bedeutung. Entsprechend groß ist das Interesse an räumlich und zeitlich hochaufgelösten Daten zur Fahrradmobilität.

Technische Architektur für Monitoring von Fahrradmobilität

Die Universität Salzburg und die Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research entwickelten im Jahr 2020 gemeinsam mit Partnern wie dem Radkompetenzmitglied PRISMA solutions das Konzept für ein „Bicycle Observatory“. Dabei geht es unter anderem um die notwendige technische Architektur für ein integriertes, systemisches Monitoring von Fahrradmobilität auf lokaler Maßstabsebene. Die Herausforderung dabei ist, die unterschiedlichen Datenquellen, die jeweils einen Aspekt des vielschichtigen Phänomens der Fahrradmobilität repräsentieren, geschickt miteinander zu verknüpfen. Dabei kommt den Kernkompetenzen der beiden Forschungseinrichtungen im Bereich der Datenmodellierung und des Schnittstellendesigns große Bedeutung zu.

Neben diesem sehr technischen Ansatz gilt es auch die Organisation bzw. das Management der Daten und deren Verknüpfung entsprechend zu optimieren. Es müssen Fragen des Datenbesitzes, der dazugehörigen Lizenzen, der Aktualisierungszyklen oder der Speicherstrategie (zentral vs. dezentral) geklärt werden. Während technische und organisatorische Fragen für ein „Bicycle Observatory“ weitgehend erfolgreich adressiert werden konnten, ist die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von aktuellen, hochauflösenden Radverkehrsdaten der größte Flaschenhals für die Umsetzung eines „Bicycle Observatorys“.

Aufbau

KOMOA erforscht Datengrundlagen mit Relevanz für die Personenmobilität

Ausgehend von den Studienergebnissen zum „Bicycle Observatory“ erstellten die beiden Salzburger Forschungspartner gemeinsam mit weiteren Partnern aus dem Radkompetenz-Netzwerk wie PRISMA solutions, HERRY Consult und AIT für das Klimaschutzministerium (BMK) eine umfangreiche Konzeptstudie für ein „Mobility Observatory Austria“. In diesem größeren Kontext wurde dem Radverkehr als tragende Säule für die Mobilitätswende viel Raum gegeben. Sowohl der Mobilitätsmasterplan 2030 wie auch der Aktionsplan Digitale Transformation in der Mobilität (AP-DTM) sehen ein kontinuierliches Monitoring des Mobilitätssystems vor.

Besonders interessant an der Konzeptstudie für ein „Mobility Observatory“ ist der erhobene Bedarf für digitale Daten in der Planung und Verwaltung von nachhaltigen Mobilitätssystemen, aber auch in der Mobilitätsforschung. Von über 100 befragten Expert:innen kann nur rund ein Drittel seinen Aufgaben mit den derzeit verfügbaren Daten und Informationsprodukten gut nachkommen. Wie dieser Bedarf mit Hilfe eines „Mobility Observatory“ adressiert werden kann, ist in der kürzlich veröffentlichten Konzeptstudie nachzulesen.

Daten

Was kann ein Mobility Observatory Austria?

Um die Bedürfnisse der Nutznießer:innen bestmöglich erfüllen zu können, umfasst ein MOA laut der Studie (Seite 30) zumindest die folgenden Servicefunktionalitäten, wobei Transparenz in der Datenprozessierung zwingend erforderlich ist:

  • Metadatenservice zur Abfrage von räumlicher und zeitlicher Verfügbarkeit von Indikatoren, zur Information über Herkunft, Prozessierung, Qualität und andere Eigenschaften der Daten.
  • Visualisierung von Indikatoren in einem Dashboard, in Webkarten und Diagrammen
  • Programmier-Schnittstelle (API) zur Abfrage von Indikatoren durch Software-Anwendungen
  • Download von Indikatoren, z.B. als CSV-, JSON-Datei oder Geopackage/Shapefile (manuell) zur weiteren Nutzung in anderen Programmen

Ablauf

Skizze des Informationsflusses in einem MOA (Abbildung 11 der Studie)

Wer profitiert von einem Mobility Observatory Austria?

Nutznießer:innen eines MOA lassen sich laut der Studie (Seite 39) in folgende Gruppen zusammenfassen:

  1. Bedarfs- und Entscheidungsträger:in aus Verwaltung und Politik
  2. Verkehrs- und Angebotsplaner:in, Consulter:in
  3. Wissenschaft und Forschung
  4. Anbieter:in von Mobilitätsdienstleistungen wie z.B. Verkehrsunternehmen, Verkehrsverbünde etc.
  5. Anbieter:in von Mobilitätsdaten wie z.B. Mobilfunkbetreiber:innen
  6. Verein oder Bürger:innen-Initiative
  7. Interessensvertretung oder NGO
  8. Viele andere Player wie z.B. die Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) oder Tourismusgemeinden

Leute

Beschreibungen beispielhafter Personae aus der Studie (Abbildung 13-15)

Kooperationen sind willkommen!

Für die Universität Salzburg und Salzburg Research stellt die Radkompetenz Österreich ein ideales Umfeld für die weitere Erforschung der Fahrradmobilität bzw. deren digitalem Abbild dar. Gemeinsam mit Firmen, die Daten erheben und verarbeiten sowie digitale Werkzeuge und Informationsprodukte entwickeln, kann daran gearbeitet werden, die weißen Flecken auf der Datenlandkarte kleiner werden zu lassen und Innovationen aktiv voranzutreiben. Haben Sie Ideen für gemeinsame Vorhaben oder Fragen? Zögern Sie nicht mit uns in Verbindung zu treten!

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