Forschungsgespräch zu Radverkehr und Mobilitätswende in Salzburg
Unser jährlich stattfindendes Radkompetenz-Kamingespräch widmete sich heuer dem spannenden Thema der Radverkehrsforschung. Führende Forscher:innen aus Wien, Graz und Salzburg diskutierten die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Radverkehrs- und Mobilitätsforschung. Das Gespräch wurde von Radkompetenz-Mitglied Martin Loidl von der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) moderiert und fand einen attraktiven Rahmen in der Skybar des Uniparks mit Blick auf die Festung Hohensalzburg.
Forschungsbeitrag zur Mobilitätswende
Martin Loidl, Leiter des Mobility Lab der PLUS führte als Moderator durch die Veranstaltung und stellte seinem hochkarätigen Podium zentrale Fragen rund um das Zusammenspiel von Radverkehrsforschung und Mobilitätswende in Österreich. Im Kontext der Klimakrise und dem Aufholbedarf Österreichs bei der Senkung von CO2-Emissionen im Verkehrssektor entsteht immer mehr Bedarf an Knowhow und kreativen Innovationen für die Bewerkstelligung der Mobilitätswende. Die akademische Beschäftigung mit dem Radverkehr ist daher in Österreich aus der Nische in den Fokus zahlreicher Disziplinen gewandert.
Technisch-methodische Forschung adressiert grundlegende Fragestellungen und bietet durch ihre Erkenntnisse wichtige Inputs für Praxis, Planung und Politik. Wie können wir dort aber ausreichend Impact erzeugen? Transdisziplinäre, partizipative Ansätze orientieren sich an den Bedürfnissen der Anwendungspraxis. Werden Forschende dadurch zu Parteien in gesellschaftspolitischen Aushandlungsprozessen? Die Grenzen zwischen akademischer Forschung, Wissenschaftskommunikation und zivilgesellschaftlichem Engagement werden durchlässiger.
Fokus auf Forschung und Praxis
Das Format des Kamingesprächs bietet eine Atmosphäre des offenen Austauschs und unkomplizierten Netzwerkens im kleinen Kreis, um sich mit Expert:innen der Plattform Radkompetenz Österreich und Vertreter:innen aus Verwaltung und Politik auszutauschen. Vier Forscher:innen trugen ihre Perspektiven bei, die anhand von Leitfragen und Forschungsergebnissen diskutiert wurden.
Nina Hampl (zweite von rechts) ist Stiftungsprofessorin für Aktive Mobilität des Landes Steiermark am Institut für Umweltsystemwissenschaften der Universität Graz und leitet das Zentrum für Aktive Mobilitätin Graz. Sie hob die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung von Mobilität und deren Wechselwirkungen mit Energie, Raum und Gesundheit hervorhob.
Barbara Laa ist im Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien tätig und leitet das bundesweite Forschungsprojekt „Trans|formator:in“ Sie verbindet Wissenschaft mit Aktivismus und beschäftigt sich dadurch auch mit der politischen Umsetzbarkeit von Maßnahmen und Forschungsergebnissen.
Tadej Brezina (ganz links) ist Senior Scientist am Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien, der die Bedeutung interdisziplinärer Ansätze betonte und sich als „pessimistischen Realisten“ und „Ingenieur unter den Soziolog:innen und Soziologe unter den Ingenieur:innen“ bezeichnet.
Sven Leitinger ist Senior Researcher und Projektmanager in der Forschungslinie Mobility & Transport Analytics bei Radkompetenz-Mitglied Salzburg Research. Er setzt mit innovativen Datenerhebungsmethoden wie dem Holoscene Bike und der Kommunikationsstrategie von Salzburg Research neue Maßstäbe in der Mobilitätsforschung.
Zentrale Fragen der Diskussion
Welchen Stellenwert hat die Fahrradforschung in der Verkehrsforschung in Österreich? Digitalisierung, Klimaziele und Umweltaspekte haben der Radverkehrsforschung neue Impulse gegeben. Es herrschte Einigkeit, dass Österreich im Vergleich zu Ländern wie Deutschland oder den Niederlanden in der Radverkehrsforschung Nachholbedarf hat.
Welche Rolle spielt das Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik für die Mobilitätswende? Einerseits kann die Politik als Treiber fungieren, andererseits stellen unklare oder widersprüchliche Zielsetzungen oft eine Hürde dar. „Wissenschaftliche Ergebnisse dürfen nicht in der Schublade verschwinden.“, fasste es schon Barbara Laa in ihrem Eingangsstatement zusammen.
Und welche Verantwortung trägt die Forschung, um nicht nur theoretische Modelle zu entwickeln, sondern auch zu gesellschaftlicher Veränderung im Kontext der Mobilitästwende beizutragen? „Bei der Sponsion haben wir gelobt, der Gesellschaft zu dienen. Das verpflichtet uns, konkrete Lösungen zu entwickeln“, erklärte Tadej Brezina.
Einigkeit bestand darüber, dass stärkere Netzwerke zwischen Wissenschaft, Politik und Verwaltung erforderlich sind. „Wir brauchen enge Kooperationen und starke Netzwerke“, fasste Nina Hampl zusammen.
Im Publikum lauschten auch Gemeinderatsvertreter der Stadt Salzburg, darunter der ehemalige Radverkehrskoordinator Peter Weiß (KPÖ, rechts im Bild)
Mehr Sichtbarkeit und Zusammenarbeit
In den Abschlussstatements betonten die Expert:innen die Notwendigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse stärker in die Gesellschaft zu tragen. Sven Leitinger hob hervor: „Neben Verwaltung und Praxis muss auch die Politik selbst stärker in die Wissenschaftskommunikation miteingebunden werden, um die Mobilitätswende voranzutreiben. Das nehme ich mir von dieser Veranstaltung mit.“ In den Newtorking-Gesprächen nach der Publikumsdiskussion konnten noch viele Aspekte dieser Erkenntnisse mit Vertreter:innen der Stadtpolitik erörtert werden.
Gemeinderat Lukas Bernitz (Grüne) im Gespräch mit den Salzburger Nachrichten und dem Gründer der Salzburger Verkehrstage, Peter Haibach.
Radkompetenz-Mitglied Bernhard Zagel, Abteilungsleiter Geokommunikation und Transfer an der Uni Salzburg und Co-Leiter des Mobility Lab, im Gespräch mit Peter Weiß.
Auch unsere Plattform Radkompetenz Österreich bietet mit Formaten wie Webinaren, der Online-Akademie, Konferenzbeiträgen, der Wissens-Datenbank und dem jährlichen Kamingespräch wichtige Beiträge für Austausch und Wissenstransfer – und setzt damit entscheidende Impulse für die Mobilitätswende in Österreich und darüber hinaus.
Aktuelle Beispiele für heimische Radverkehrsforschung
Aus dem Kreis der Radkompetenz-Mitglieder können folgende Kooperations-Projekte als aktuelle Beispiele mit inhaltlichem Bezug zu Planung und Verwaltung genannt werden.
RADBEST | Ein länderübergreifendes Konsortium unter der Leitung der Salzburg Research Forschungsgesellschaft in Kooperation mit dem Department of Geoinformatics der Universität Salzburg und con.sens mobilitätsdesign untersucht im Projekt „RADBEST“ objektive und subjektive Sicherheit und erarbeitet evidenzbasierte Empfehlungen für die zukünftige Planung von Radfahrinfrastruktur bei Engstellen. Die Ergebnisse des Projekets werden am 23.1.2025 online vorgestellt: INFO
Transformator:in | Das Forschungsprojekt unter der Leitung der TU Wien mit Beteiligung von Radkompetenz-Mitgliedern will die Transformation von Straßen und Plätzen in Österreich beschleunigen. Verbesserter Fuß- und Radverkehr, mehr Begrünung und höhere Aufenthaltsqualität sind angesichts der notwendigen Klimaanpassungsmaßnahmen Mammutaufgaben unserer Zeit, wofür die Verwaltung Praxistipps in der Toolbox gibt und wissenschaftliche Unterstützung bekommt. transformatorin.at
Mobility Observatory Austria | Die Konzeptstudie KOMOA zeigt, wie systemische Ansätze unter Verwendung einer Vielzahl von Daten bei den aktuellen Herausforderungen der Verkehrsplanung helfen können. Das Mobility Lab der Universität Salzburg und Salzburg Research forschen hier mit Partnern aus dem Radkompetenz-Netzwerk (PRISMA solutions, HERRY Consult, AIT) im Auftrag des Klimaschutzministeriums. Zum Radkompetenz-Artikel
Die Salzburger Location des 6. Radkompetenz-Kamingesprächs mit Blick auf die Festung.
Fotos: Simon Haigermoser/PLUS
Mehr von den Radkompetenz-Mitgliedern in diesem Artikel:
AIT, BMK klimaaktiv mobil, con.sens, Herry Consult, PRISMA solutions, Salzburg Research, Stadt Salzburg, Z-GIS Mobility Lab Uni Salzburg
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Forschungsbeitrag zur Mobilitätswende
Martin Loidl, Leiter des Mobility Lab der PLUS führte als Moderator durch die Veranstaltung und stellte seinem hochkarätigen Podium zentrale Fragen rund um das Zusammenspiel von Radverkehrsforschung und Mobilitätswende in Österreich. Im Kontext der Klimakrise und dem Aufholbedarf Österreichs bei der Senkung von CO2-Emissionen im Verkehrssektor entsteht immer mehr Bedarf an Knowhow und kreativen Innovationen für die Bewerkstelligung der Mobilitätswende. Die akademische Beschäftigung mit dem Radverkehr ist daher in Österreich aus der Nische in den Fokus zahlreicher Disziplinen gewandert.
Technisch-methodische Forschung adressiert grundlegende Fragestellungen und bietet durch ihre Erkenntnisse wichtige Inputs für Praxis, Planung und Politik. Wie können wir dort aber ausreichend Impact erzeugen? Transdisziplinäre, partizipative Ansätze orientieren sich an den Bedürfnissen der Anwendungspraxis. Werden Forschende dadurch zu Parteien in gesellschaftspolitischen Aushandlungsprozessen? Die Grenzen zwischen akademischer Forschung, Wissenschaftskommunikation und zivilgesellschaftlichem Engagement werden durchlässiger.
Fokus auf Forschung und Praxis
Das Format des Kamingesprächs bietet eine Atmosphäre des offenen Austauschs und unkomplizierten Netzwerkens im kleinen Kreis, um sich mit Expert:innen der Plattform Radkompetenz Österreich und Vertreter:innen aus Verwaltung und Politik auszutauschen. Vier Forscher:innen trugen ihre Perspektiven bei, die anhand von Leitfragen und Forschungsergebnissen diskutiert wurden.
Nina Hampl (zweite von rechts) ist Stiftungsprofessorin für Aktive Mobilität des Landes Steiermark am Institut für Umweltsystemwissenschaften der Universität Graz und leitet das Zentrum für Aktive Mobilitätin Graz. Sie hob die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung von Mobilität und deren Wechselwirkungen mit Energie, Raum und Gesundheit hervorhob.
Barbara Laa ist im Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien tätig und leitet das bundesweite Forschungsprojekt „Trans|formator:in“ Sie verbindet Wissenschaft mit Aktivismus und beschäftigt sich dadurch auch mit der politischen Umsetzbarkeit von Maßnahmen und Forschungsergebnissen.
Tadej Brezina (ganz links) ist Senior Scientist am Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien, der die Bedeutung interdisziplinärer Ansätze betonte und sich als „pessimistischen Realisten“ und „Ingenieur unter den Soziolog:innen und Soziologe unter den Ingenieur:innen“ bezeichnet.
Sven Leitinger ist Senior Researcher und Projektmanager in der Forschungslinie Mobility & Transport Analytics bei Radkompetenz-Mitglied Salzburg Research. Er setzt mit innovativen Datenerhebungsmethoden wie dem Holoscene Bike und der Kommunikationsstrategie von Salzburg Research neue Maßstäbe in der Mobilitätsforschung.
Zentrale Fragen der Diskussion
Welchen Stellenwert hat die Fahrradforschung in der Verkehrsforschung in Österreich? Digitalisierung, Klimaziele und Umweltaspekte haben der Radverkehrsforschung neue Impulse gegeben. Es herrschte Einigkeit, dass Österreich im Vergleich zu Ländern wie Deutschland oder den Niederlanden in der Radverkehrsforschung Nachholbedarf hat.
Welche Rolle spielt das Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik für die Mobilitätswende? Einerseits kann die Politik als Treiber fungieren, andererseits stellen unklare oder widersprüchliche Zielsetzungen oft eine Hürde dar. „Wissenschaftliche Ergebnisse dürfen nicht in der Schublade verschwinden.“, fasste es schon Barbara Laa in ihrem Eingangsstatement zusammen.
Und welche Verantwortung trägt die Forschung, um nicht nur theoretische Modelle zu entwickeln, sondern auch zu gesellschaftlicher Veränderung im Kontext der Mobilitästwende beizutragen? „Bei der Sponsion haben wir gelobt, der Gesellschaft zu dienen. Das verpflichtet uns, konkrete Lösungen zu entwickeln“, erklärte Tadej Brezina.
Einigkeit bestand darüber, dass stärkere Netzwerke zwischen Wissenschaft, Politik und Verwaltung erforderlich sind. „Wir brauchen enge Kooperationen und starke Netzwerke“, fasste Nina Hampl zusammen.
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Mehr Sichtbarkeit und Zusammenarbeit
In den Abschlussstatements betonten die Expert:innen die Notwendigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse stärker in die Gesellschaft zu tragen. Sven Leitinger hob hervor: „Neben Verwaltung und Praxis muss auch die Politik selbst stärker in die Wissenschaftskommunikation miteingebunden werden, um die Mobilitätswende voranzutreiben. Das nehme ich mir von dieser Veranstaltung mit.“ In den Newtorking-Gesprächen nach der Publikumsdiskussion konnten noch viele Aspekte dieser Erkenntnisse mit Vertreter:innen der Stadtpolitik erörtert werden.
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RADBEST | Ein länderübergreifendes Konsortium unter der Leitung der Salzburg Research Forschungsgesellschaft in Kooperation mit dem Department of Geoinformatics der Universität Salzburg und con.sens mobilitätsdesign untersucht im Projekt „RADBEST“ objektive und subjektive Sicherheit und erarbeitet evidenzbasierte Empfehlungen für die zukünftige Planung von Radfahrinfrastruktur bei Engstellen. Die Ergebnisse des Projekets werden am 23.1.2025 online vorgestellt: INFO
Transformator:in | Das Forschungsprojekt unter der Leitung der TU Wien mit Beteiligung von Radkompetenz-Mitgliedern will die Transformation von Straßen und Plätzen in Österreich beschleunigen. Verbesserter Fuß- und Radverkehr, mehr Begrünung und höhere Aufenthaltsqualität sind angesichts der notwendigen Klimaanpassungsmaßnahmen Mammutaufgaben unserer Zeit, wofür die Verwaltung Praxistipps in der Toolbox gibt und wissenschaftliche Unterstützung bekommt. transformatorin.at
Mobility Observatory Austria | Die Konzeptstudie KOMOA zeigt, wie systemische Ansätze unter Verwendung einer Vielzahl von Daten bei den aktuellen Herausforderungen der Verkehrsplanung helfen können. Das Mobility Lab der Universität Salzburg und Salzburg Research forschen hier mit Partnern aus dem Radkompetenz-Netzwerk (PRISMA solutions, HERRY Consult, AIT) im Auftrag des Klimaschutzministeriums. Zum Radkompetenz-Artikel
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Fotos: Simon Haigermoser/PLUS
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