Das neue Radwege-Bauprogramm in Wien
Seit 2021 verstärkt die Stadt Wien mit den erhöhten Förderungen des klimaaktiv mobil Programmes des Klimaschutzministeriums den Ausbau der Radinfrastruktur. Ende März 2024 wurde das neue Bauprogramm veröffentlicht. Wichtige Radverkehrsachsen und Lückenschlüsse im Hauptradnetz werden in Angriff genommen, Leuchtturmprojekte wie die Fahrradstraße Argentinierstraße weiter umgesetzt. Wir werfen einen Blick auf Highlights in Wien und die Zahlen im Hintergrund.
Mehr Kilometer, mehr Qualität, hohe Ziele
Für 2024 präsentiert Wiens Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) 46 neue Projekte, die 20 Kilometer Radinfrastruktur ergeben. Dabei stehen baulich getrennte Radwege im Mittelpunkt, wie Martin Blum, der Radbeauftragter der Stadt Wien und Geschäftsführer von Radkompetenz-Mitglied Mobilitätsagentur Wien darlegt: „Wir setzen auf Qualität. 83 Prozent der Kilometer sind baulich getrennte Radwege. Weitere elf Prozent sind Fahrradstraßen und nur fünf Prozent sind sonstige Maßnahmen wie Radeln gegen die Einbahn “. Details dazu finden Sie hier bei Fahrrad Wien.
Radkompetenz-Mitglied Radlobby sieht in der Analyse des Bauprogramms den Fokus auf getrennte Radwege und den weiteren Ausbau positiv, übt aber Kritik an den Anlagearten, wie Radlobby-Sprecher Roland Romano zusammenfasst: „Wir beobachten den vermehrten Einsatz von einseitigen Zweirichtungsradwegen kritisch. Innerorts sollte aus vielen Gründen Rechtsverkehr der Regelfall und beide Straßenseiten an das Radnetz angeschlossen sein. Es kann besondere Umstände geben, die einseitige Zweirichtungsradwege begünstigen. Dann sollten diese jedoch in besonders hoher Qualität errichtet werden und mit Begleitmaßnahmen versehen sein. Dadurch können Nachteile dieser Anlagenart gelindert werden und deren Vorteile besser zur Geltung kommen.“
In zahlreichen Bezirken gibt es also Projekte für neue Radwege, Lückenschlüsse und Umgestaltungen. Dazu gehören auch die schon weit fortgeschrittenen Bauarbeiten für die Fahrradstraße Argentinierstraße im vierten Bezirk und der überfällige Radwege-Ausbau im Bezirk Floridsdorf. Außerdem wurde im März eine Vielzahl neuer „Rechts-bei-Rot“ Tafeln in Wien montiert, an 469 Standorten ist nun der Grünpfeil in Wien anzutreffen.
Zählstellen für Radverkehr und Modal Split zeigen Anstieg
Die Erhebung des Modal Split der Wiener:innen ergibt erstmals einen Radverkehrsanteil von 10 Prozent. Dabei ist allerdings der Pendelverkehr aus dem Umland nicht erfasst, die Zielerreichung der Autoverkehrssenkung auf 20% im Jahr 2025 laut Stadtentwicklungsplan ist noch außer Reichweite. An 18 Wiener Messstellen wurden im vergangenen Jahr 11,99 Millionen Radler:innen gezählt. Das entspricht einer Steigerung von drei Prozent zum vergangenen Jahr. Der Jahreszeitenvergleich zum Vorjahr zeigt: Sommermonate wie der Juli 2023 konnten einen Zuwachs von zwölf Prozent vorweisen, im Herbst wurden im September, der im Jahr 2023 der wärmste der Messgeschichte war, 31 Prozent mehr Radfahrende gezählt. Eine Detailanalyse bietet diese Statistikdarstellung der TU Wien, Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik:
Grundlage dafür sind die öffentlichen Zahlen der Radzählstellen der Stadtverwaltung. Der steigende dunkelblaue Bereich stellt die Zählstellen dar, die seit 2011 im Einsatz sind und seither 2 Millionen Radfahrende Zuwachs bekamen, darauf bauen weitere Zählstellen auf. So zum Beispiel die gut sichtbaren Zählsäulen an Praterstern und Operngasse (grau) seit 2014 oder die Praterbrücke (hellblau). Gesamt konnten an diesen Zählstellen im Vorjahr fast 12 Millionen Radfahrer:innen festgestellt werden.
Argentinierstraße: Umbau zur Fahrradstraße für Radhighway Süd
Eine viel diskutierte Umgestaltung der Wiener Radinfrastruktur findet sich im vierten Bezirk. Die Argentinierstraße hat in den Jahrzehnten seit der Radwege-Errichtung regen Radfahrer:innen-Zuwachs erhalten, in den letzten zehn Jahren hat sich die Radverkehrsstärke in der Straße sogar verdoppelt. Auf dieser Schlüsselroute für viele Radfahrende in Wien hat Ende letzten Jahres bereits der Umbau zur ersten Fahrradstraße nach niederländischem Vorbild in Österreich begonnen. Radkompetenz-Mitglied Rosinak & Partner hat die Detailplanung übernommen, geänderte Einbahnregelungen verringern dabei den Kfz-Verkehr. Das Projekt wurde im Jahr 2023 mit dem VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnet. Der niederländische Berater für Fahrradmobilität Sjors van Duren hat die Stadt Wien bei der Gestaltung beraten.
Im Detail sieht die Neugestaltung der Straße so aus, dass sich Radfahrende und Kfz-Verkehr eine verkehrsberuhigte rot eingefärbte Fahrbahn teilen und breite Gehsteige sowie zusätzliche Begrünung entstehen. Zudem wird die Sicht an Kreuzungen verbessert. Die Argentinierstraße bildet ein wichtiges Puzzlestück für den „Radhighway Süd“ vom Stadtzentrum über den 4. und 10. Bezirk bis an die südliche Stadtgrenze. Der zusätzliche Lückenschluss in der Herndlgasse aus dem Bauprogramm 2024 sorgt dafür, dass dabei eine über 9 km lange durchgängige Radroute vom Stadtzentrum bis nach Niederösterreich entsteht.
Radwege-Ausbau in Floridsdorf
Im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf startet heuer der Ausbau des Radinfrastruktur-Netzes, wo in den nächsten zwei Jahren das Hauptradwege-Netz um 6,6 km erweitert werden soll. Ein Fokus des Ausbaus ist die Neuerrichtung eines Zwei-Richtungs-Radwegs entlang der Floridsdorfer Hauptstraße. Dieser löst die bisherigen beidseitigen Ein-Richtungs-Radwege ab. Pläne für einen Zwei-Richtungs-Radweg mit 335 Meter Länge gibt es ebenfalls für die Prager Straße.
Auch der Anschluss an Niederösterreich wird durch Lückenschlüsse in Thaya- und Pinkagasse sowie durch Anschluss an den aus Gerasdorf kommenden Radweg verbessert werden. Weiters wird durch einen Lückenschluss auf der Brünner Straße das Krankenhaus Nord sowie das Stadtzentrum besser mit dem Fahrrad erreichbar sein.
Wagramer Straße ergänzt Radschnellweg
Ein weiteres Projekt, welches 2024 durch einen Lückenschluss finalisiert wird, ist der „Radhighway Nord“, der auf einer Länge von rund 7 Kilometern von der Inneren Stadt bis zum Kagraner Platz führen wird. Bereits Ende 2023 wurde der Umbau der Praterstraße, inklusive einem bis zu 4,5 Meter breiten Zwei-Richtungs-Radweg, baulich vollendet. Der Abschluss folgt dieses Jahr mit Begrünungsmaßnahmen und Markierungsarbeiten. Als weiterer Teil der viel befahrenen Radverbindung des „Radhigway Nord“ ist nun die Umgestaltung der Wagramer Straße dran. Bisher findet man dort keinen baulich getrennten Radweg. Nun soll die Errichtung eines eben solchen, vier Meter breiten Zwei-Richtungs-Radweges beginnen. Um die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer:innen zu erhöhen, werden Gehsteigvorziehungen und Fahrbahnanhebungen an Kreuzungen geschaffen.
Teil der Umgestaltung im Grätzl soll außerdem ein 250 Meter langer Straßenpark, mit Rasenflächen, Verweilmöglichkeiten und schattenspendenden Bäumen werden.
Radwege auf Hütteldorfer Straße und Mariahilferstraße
In der Hütteldorfer Straße mussten Radfahrende bisher auf einem Mehrzweckstreifen und ab der Huglgasse im Mischverkehr weiterfahren. Ab April 2024 beginnt die Stadt Wien mit den Bauarbeiten für ein Projekt, das die Radinfrastruktur im Grätzl verbessern wird. Das Ziel dieser Neugestaltung ist eine Verbindung auf der Hütteldorfer Straße bis zur Johnstraße. Dafür wird ein 3,5 Meter breiter Zwei-Richtungs-Radweg auf der 1,2 km langen Strecke errichtet. Ab der Wurmsergasse geht die Fahrt für die Radfahrer:innen dann durch die verkehrsberuhigte Wasserwelt entlang der Meiselstraße weiter.
Auch die Äußeren Mariahilfer Straße soll umfassend umgestaltet werden. Sie umfasst laut dem veröffentlichten Konzept künftig stadtauswärts einen Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr, einen eigenen Gleiskörper der Straßenbahnlinien 52 und 60 und auf stadteinwärtiger Seite einen modernen, breiten Zwei-Richtungs-Radweg. Dafür wird die bisher stadeinwärts führende Kfz-Fahrspur zum radweg ungewandelt, die Straße wird zur Einbahn.
Radwegeausbau auf Fuchsthallergasse und Alserbachstraße
Eine weitere Neuerung steht im 9. Bezirk im Bereich der Fuchsthallergasse und Alserbachstraße bevor. Um eine durchgängige Verbindung zwischen der Währinger Straße und Friedensbrücke zu ermöglichen, wird dieses Jahr die Errichtung eines baulich getrennten Ein-Richtungs-Radweges in der Fuchsthallergasse beginnen. Nach dessen Fertigstellung stehen dann in beiden Verkehrsrichtungen baulich getrennte Radwege bereit, derzeit müssen Radfahrende stadteinwärts noch im Mischverkehr fahren. Im Jahr 2025 folgen die Bauarbeiten für den Zwei-Richtungs-Radweg in der damit verbundenen Alserbachstraße.
Wie steht es um die „Rechts bei Rot“-Taferln?
Mit März 2024 startete eine neue Welle von Grünpfeil-Anbringungen für den Radverkehr. Die entsprechende Beschilderung erlaubt es Radfahrenden an ausgewählten Kreuzungen trotz roter Ampel rechts abzubiegen bzw. geradeaus weiterzufahren. Nach Beschluss der neuen StVO-Novelle 2022 begann die Montage der ersten Tafeln österreichweit im Oktober 2022. In Summe sind jetzt an 469 Standorten in Wien diese Zusatztafeln angebracht, davon erlauben 376 das Rechtsabbiegen und 93 das Geradeausfahren asn T-Kreuzungen. Wien ist geht hier mit gutem Beispiel voran: 88% der österreichweiten Grünpfeile befinden sich in der Bundeshauptstadt. Die Freigabe erfolgt stets nach sorgfältiger Prüfung durch die Magistratsabteilig 46 für Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten. Dabei wird zum Beispiel beachtet, dass vor und nach dem Abbiegen Radwege zur Verfügung stehen, um den Sicherheitsaspekt zu erhöhen.
Weiterführende Links
Unsere Erklärung zu Richtlinine für den Grünpfeil finden Sie hier.
Die Radbauprogramme der Stadt Wien seit 2003 finden Sie hier: Wien.gv.at
Renderings und Fotos: EGKK, Arriola & Fiol / Schreiner Kastler; Mobilitätsagentur/Zoom VP
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Seit 2021 verstärkt die Stadt Wien mit den erhöhten Förderungen des klimaaktiv mobil Programmes des Klimaschutzministeriums den Ausbau der Radinfrastruktur. Ende März 2024 wurde das neue Bauprogramm veröffentlicht. Wichtige Radverkehrsachsen und Lückenschlüsse im Hauptradnetz werden in Angriff genommen, Leuchtturmprojekte wie die Fahrradstraße Argentinierstraße weiter umgesetzt. Wir werfen einen Blick auf Highlights in Wien und die Zahlen im Hintergrund.
Mehr Kilometer, mehr Qualität, hohe Ziele
Für 2024 präsentiert Wiens Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) 46 neue Projekte, die 20 Kilometer Radinfrastruktur ergeben. Dabei stehen baulich getrennte Radwege im Mittelpunkt, wie Martin Blum, der Radbeauftragter der Stadt Wien und Geschäftsführer von Radkompetenz-Mitglied Mobilitätsagentur Wien darlegt: „Wir setzen auf Qualität. 83 Prozent der Kilometer sind baulich getrennte Radwege. Weitere elf Prozent sind Fahrradstraßen und nur fünf Prozent sind sonstige Maßnahmen wie Radeln gegen die Einbahn “. Details dazu finden Sie hier bei Fahrrad Wien.
Radkompetenz-Mitglied Radlobby sieht in der Analyse des Bauprogramms den Fokus auf getrennte Radwege und den weiteren Ausbau positiv, übt aber Kritik an den Anlagearten, wie Radlobby-Sprecher Roland Romano zusammenfasst: „Wir beobachten den vermehrten Einsatz von einseitigen Zweirichtungsradwegen kritisch. Innerorts sollte aus vielen Gründen Rechtsverkehr der Regelfall und beide Straßenseiten an das Radnetz angeschlossen sein. Es kann besondere Umstände geben, die einseitige Zweirichtungsradwege begünstigen. Dann sollten diese jedoch in besonders hoher Qualität errichtet werden und mit Begleitmaßnahmen versehen sein. Dadurch können Nachteile dieser Anlagenart gelindert werden und deren Vorteile besser zur Geltung kommen.“
In zahlreichen Bezirken gibt es also Projekte für neue Radwege, Lückenschlüsse und Umgestaltungen. Dazu gehören auch die schon weit fortgeschrittenen Bauarbeiten für die Fahrradstraße Argentinierstraße im vierten Bezirk und der überfällige Radwege-Ausbau im Bezirk Floridsdorf. Außerdem wurde im März eine Vielzahl neuer „Rechts-bei-Rot“ Tafeln in Wien montiert, an 469 Standorten ist nun der Grünpfeil in Wien anzutreffen.
Zählstellen für Radverkehr und Modal Split zeigen Anstieg
Die Erhebung des Modal Split der Wiener:innen ergibt erstmals einen Radverkehrsanteil von 10 Prozent. Dabei ist allerdings der Pendelverkehr aus dem Umland nicht erfasst, die Zielerreichung der Autoverkehrssenkung auf 20% im Jahr 2025 laut Stadtentwicklungsplan ist noch außer Reichweite. An 18 Wiener Messstellen wurden im vergangenen Jahr 11,99 Millionen Radler:innen gezählt. Das entspricht einer Steigerung von drei Prozent zum vergangenen Jahr. Der Jahreszeitenvergleich zum Vorjahr zeigt: Sommermonate wie der Juli 2023 konnten einen Zuwachs von zwölf Prozent vorweisen, im Herbst wurden im September, der im Jahr 2023 der wärmste der Messgeschichte war, 31 Prozent mehr Radfahrende gezählt. Eine Detailanalyse bietet diese Statistikdarstellung der TU Wien, Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik:
Grundlage dafür sind die öffentlichen Zahlen der Radzählstellen der Stadtverwaltung. Der steigende dunkelblaue Bereich stellt die Zählstellen dar, die seit 2011 im Einsatz sind und seither 2 Millionen Radfahrende Zuwachs bekamen, darauf bauen weitere Zählstellen auf. So zum Beispiel die gut sichtbaren Zählsäulen an Praterstern und Operngasse (grau) seit 2014 oder die Praterbrücke (hellblau). Gesamt konnten an diesen Zählstellen im Vorjahr fast 12 Millionen Radfahrer:innen festgestellt werden.
Argentinierstraße: Umbau zur Fahrradstraße für Radhighway Süd
Eine viel diskutierte Umgestaltung der Wiener Radinfrastruktur findet sich im vierten Bezirk. Die Argentinierstraße hat in den Jahrzehnten seit der Radwege-Errichtung regen Radfahrer:innen-Zuwachs erhalten, in den letzten zehn Jahren hat sich die Radverkehrsstärke in der Straße sogar verdoppelt. Auf dieser Schlüsselroute für viele Radfahrende in Wien hat Ende letzten Jahres bereits der Umbau zur ersten Fahrradstraße nach niederländischem Vorbild in Österreich begonnen. Radkompetenz-Mitglied Rosinak & Partner hat die Detailplanung übernommen, geänderte Einbahnregelungen verringern dabei den Kfz-Verkehr. Das Projekt wurde im Jahr 2023 mit dem VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnet. Der niederländische Berater für Fahrradmobilität Sjors van Duren hat die Stadt Wien bei der Gestaltung beraten.
Im Detail sieht die Neugestaltung der Straße so aus, dass sich Radfahrende und Kfz-Verkehr eine verkehrsberuhigte rot eingefärbte Fahrbahn teilen und breite Gehsteige sowie zusätzliche Begrünung entstehen. Zudem wird die Sicht an Kreuzungen verbessert. Die Argentinierstraße bildet ein wichtiges Puzzlestück für den „Radhighway Süd“ vom Stadtzentrum über den 4. und 10. Bezirk bis an die südliche Stadtgrenze. Der zusätzliche Lückenschluss in der Herndlgasse aus dem Bauprogramm 2024 sorgt dafür, dass dabei eine über 9 km lange durchgängige Radroute vom Stadtzentrum bis nach Niederösterreich entsteht.
Radwege-Ausbau in Floridsdorf
Im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf startet heuer der Ausbau des Radinfrastruktur-Netzes, wo in den nächsten zwei Jahren das Hauptradwege-Netz um 6,6 km erweitert werden soll. Ein Fokus des Ausbaus ist die Neuerrichtung eines Zwei-Richtungs-Radwegs entlang der Floridsdorfer Hauptstraße. Dieser löst die bisherigen beidseitigen Ein-Richtungs-Radwege ab. Pläne für einen Zwei-Richtungs-Radweg mit 335 Meter Länge gibt es ebenfalls für die Prager Straße.
Auch der Anschluss an Niederösterreich wird durch Lückenschlüsse in Thaya- und Pinkagasse sowie durch Anschluss an den aus Gerasdorf kommenden Radweg verbessert werden. Weiters wird durch einen Lückenschluss auf der Brünner Straße das Krankenhaus Nord sowie das Stadtzentrum besser mit dem Fahrrad erreichbar sein.
Wagramer Straße ergänzt Radschnellweg
Ein weiteres Projekt, welches 2024 durch einen Lückenschluss finalisiert wird, ist der „Radhighway Nord“, der auf einer Länge von rund 7 Kilometern von der Inneren Stadt bis zum Kagraner Platz führen wird. Bereits Ende 2023 wurde der Umbau der Praterstraße, inklusive einem bis zu 4,5 Meter breiten Zwei-Richtungs-Radweg, baulich vollendet. Der Abschluss folgt dieses Jahr mit Begrünungsmaßnahmen und Markierungsarbeiten. Als weiterer Teil der viel befahrenen Radverbindung des „Radhigway Nord“ ist nun die Umgestaltung der Wagramer Straße dran. Bisher findet man dort keinen baulich getrennten Radweg. Nun soll die Errichtung eines eben solchen, vier Meter breiten Zwei-Richtungs-Radweges beginnen. Um die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer:innen zu erhöhen, werden Gehsteigvorziehungen und Fahrbahnanhebungen an Kreuzungen geschaffen.
Teil der Umgestaltung im Grätzl soll außerdem ein 250 Meter langer Straßenpark, mit Rasenflächen, Verweilmöglichkeiten und schattenspendenden Bäumen werden.
Radwege auf Hütteldorfer Straße und Mariahilferstraße
In der Hütteldorfer Straße mussten Radfahrende bisher auf einem Mehrzweckstreifen und ab der Huglgasse im Mischverkehr weiterfahren. Ab April 2024 beginnt die Stadt Wien mit den Bauarbeiten für ein Projekt, das die Radinfrastruktur im Grätzl verbessern wird. Das Ziel dieser Neugestaltung ist eine Verbindung auf der Hütteldorfer Straße bis zur Johnstraße. Dafür wird ein 3,5 Meter breiter Zwei-Richtungs-Radweg auf der 1,2 km langen Strecke errichtet. Ab der Wurmsergasse geht die Fahrt für die Radfahrer:innen dann durch die verkehrsberuhigte Wasserwelt entlang der Meiselstraße weiter.
Auch die Äußeren Mariahilfer Straße soll umfassend umgestaltet werden. Sie umfasst laut dem veröffentlichten Konzept künftig stadtauswärts einen Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr, einen eigenen Gleiskörper der Straßenbahnlinien 52 und 60 und auf stadteinwärtiger Seite einen modernen, breiten Zwei-Richtungs-Radweg. Dafür wird die bisher stadeinwärts führende Kfz-Fahrspur zum radweg ungewandelt, die Straße wird zur Einbahn.
Radwegeausbau auf Fuchsthallergasse und Alserbachstraße
Eine weitere Neuerung steht im 9. Bezirk im Bereich der Fuchsthallergasse und Alserbachstraße bevor. Um eine durchgängige Verbindung zwischen der Währinger Straße und Friedensbrücke zu ermöglichen, wird dieses Jahr die Errichtung eines baulich getrennten Ein-Richtungs-Radweges in der Fuchsthallergasse beginnen. Nach dessen Fertigstellung stehen dann in beiden Verkehrsrichtungen baulich getrennte Radwege bereit, derzeit müssen Radfahrende stadteinwärts noch im Mischverkehr fahren. Im Jahr 2025 folgen die Bauarbeiten für den Zwei-Richtungs-Radweg in der damit verbundenen Alserbachstraße.
Wie steht es um die „Rechts bei Rot“-Taferln?
Mit März 2024 startete eine neue Welle von Grünpfeil-Anbringungen für den Radverkehr. Die entsprechende Beschilderung erlaubt es Radfahrenden an ausgewählten Kreuzungen trotz roter Ampel rechts abzubiegen bzw. geradeaus weiterzufahren. Nach Beschluss der neuen StVO-Novelle 2022 begann die Montage der ersten Tafeln österreichweit im Oktober 2022. In Summe sind jetzt an 469 Standorten in Wien diese Zusatztafeln angebracht, davon erlauben 376 das Rechtsabbiegen und 93 das Geradeausfahren asn T-Kreuzungen. Wien ist geht hier mit gutem Beispiel voran: 88% der österreichweiten Grünpfeile befinden sich in der Bundeshauptstadt. Die Freigabe erfolgt stets nach sorgfältiger Prüfung durch die Magistratsabteilig 46 für Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten. Dabei wird zum Beispiel beachtet, dass vor und nach dem Abbiegen Radwege zur Verfügung stehen, um den Sicherheitsaspekt zu erhöhen.
Weiterführende Links
Unsere Erklärung zu Richtlinine für den Grünpfeil finden Sie hier.
Die Radbauprogramme der Stadt Wien seit 2003 finden Sie hier: Wien.gv.at
Renderings und Fotos: EGKK, Arriola & Fiol / Schreiner Kastler; Mobilitätsagentur/Zoom VP
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